14  Poster

Neben wissenschaftlichen Artikeln und Vorträgen sind auch Poster ein weiteres Mittel zur Kommunikation wissenschaftlicher Befunde. Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Richtlinien für wissenschaftliche Poster.

14.1 Inhalte eines Posters

Weniger ist mehr!

Die Inhalte des Posters sollen kurz und prägnant dargestellt werden. Daher sollte auch bei Postern die Strategie Kill your darlings angewendet werden. Das bedeutet, dass bereits verfasste Absätze oder Sätze gelöscht werden sollten, wenn diese nicht mehr ganz passend erscheinen.

Die Inhalte eines wissenschaftlichen Posters decken sich mit den Inhalten eines wissenschaftlichen Manuskripts. Daher kann man sich bei der Gestaltung des Posters an die Bestandteile der Manuskriptgestaltung orientieren:

  • Titelelemente

    • Titel: Es sollte ein ansprechender Titel gewählt werden, um das Interesse des potentiellen Publikums zu wecken. Für Poster können ruhig etwas frechere und provokative Titel gewählt werden.

    • Autoren und Affiliation: Im Titelbereich werden alle Autoren und Autorinnen genannt. Ein Kontakt wird in Form einer offiziellen E-Mail Adresse eines Autors bzw. einer Autorin angegeben. Zudem sollte angegeben werden, an welcher Universität die Forschung durchgeführt wurde.

    Richtlinien für Autorenschaften

    Wie bei den anderen wissenschaftlichen Arbeiten (z.B. Artikel oder Vortag) gelten dieselben Richtlinien für die Autorinnen und Autoren eines Posters. Es gibt aber eine zusätzliche Richtlinie: Im Fall eines Posters wird typischerweise erwartet, dass die Person an der ersten Position das Poster präsentiert. Im Fall von studentischen Arbeiten können aber andere Reihenfolgen festgelegt werden / gefordert sein (wie z.B. eine alphabetische Reihenfolge).

    Uni Logo

    Das Uni Logo darf – muss aber nicht – verwendet werden. Wenn es verwendet wird, soll es in einer der vier Ecken des Posters sein.

  • Einleitung

    • Die zentralen Konzepte werden kurz zu Beginn eingeführt.
    • Der theoretische Hintergrund der Studie wird kurz und prägnant erläutert, indem zwei bis drei der relevantesten bisherigen Forschungsarbeiten präsentiert werden.
    • Die Forschungsfrage der Studie wird explizit formuliert.
  • Methode

    • Die Stichprobe wird kurz beschrieben. Zum Beispiel werden die Anzahl der Versuchspersonen, das Alter und das Geschlecht angegeben.

    • Der Ablauf des gesamten Experiments und / oder der einzelnen Aufgaben wird anhand einer Abbildung dargestellt, je nachdem was am meisten Sinn ergibt.

    Was soll in der Methode hervorgehoben werden?

    Um die Resultate zu verstehen, ist es wichtig, die Methode – insbesondere den Ablauf des Experiments und die Aufgaben – in einem gewissen Ausmass zu beschreiben (z.B. mit der Hilfe von Abbildungen). Die Beschreibung der Stichprobe muss so kurz wie möglich sein. Nur wenn spezielle Populationen getestet wurden, sollen diese mit mehr Informationen beschrieben werden.

  • Resultate

    • Die Resultate der deskriptiven Statistik werden in Form einer Abbildung dargestellt.

    • Die wichtigsten Resultate werden in ein bis zwei Sätzen beschrieben.

    • Es ist unüblich, die inferenzstatistischen Kennwerte auf einem Poster zu berichten.

      Graphische Darstellung der Resultate

      In Abbildung 14.1 werden drei Varianten präsentiert, wie die Resultate auf dem Poster präsentiert werden können. In allen drei Varianten werden die deskriptiven Resultate anhand einer Abbildung dargestellt. Es ist zu beachten, dass die Bedeutung der Fehlerbalken angegeben wird. Diese Information ist nötig, um die Abbildung zu interpretieren. Die drei Varianten unterscheiden sich bezüglich der Darstellung der Inferenzstatistik. In der Variante A wird die Inferenzstatistik im Text mit den inferenzstatistischen Kennwerten beschrieben. Diese Variante wird nicht empfohlen, weil sie die inferenzstatistischen Kennwerte präsentiert. Die Angaben sind zu detailliert für ein Poster. In der Variante B wird die Inferenzstatistik ohne die inferenzstatistischen Kennwerten präsentiert. Diese Variante wird auch nicht empfohlen, weil die präsentieren Informationen unvollständig sind. Zum Beispiel ist das Signifikanzniveau nicht bekannt. In der Variante C wird keine Inferenzstatistik auf dem Poster beschrieben. Diese Variante wird empfohlen, da die Resultate der Inferenzstatistik und deren Bedeutung mündlich präsentiert werden. Dazu könnte zum Beispiel gesagt werden: «Die Interaktion zwischen Durchgangstyp und AX-CPT Variante ist bei den Fehlerraten und auch bei den Reaktionszeiten signifikant. Dies bedeutet, dass …»

Abbildung 14.1: Diese Abbildung (hier in hoher Auflösung) zeigt drei Varianten, wie die Resultate dargestellt werden können. (A) Variante mit der Beschreibung der Inferenzstatistik im Text und mit den inferenzstatistischen Kennwerten; (B) Variante mit der Beschreibung der Inferenzstatistik im Text aber ohne die inferenzstatistischen Kennwerte; (C) Variante ohne die Beschreibung der Inferenzstatistik und ohne inferenzstatistische Kennwerte
  • Schlussfolgerung

    • Der Erkenntnisgewinn der durchgeführten Studie wird in einer kurzen und prägnanten Schlussfolgerung / Take Home Message (ein bis zwei Sätze) in Bezug auf bisherige Forschungsarbeiten beschrieben.
  • Literaturverzeichnis

    • Ein APA-konformes Literaturverzeichnis wird erstellt.

      APA Regeln beim Poster

      Beim Poster gibt es keine festen Regeln, wie es beim Manuskript mit dem APA-Manual der Fall ist. Trotzdem empfehlen wir auch beim Poster den APA Regeln zu folgen. Es gibt zwei Gründe dafür. Da erstens diese Regeln bekannt sind, erlauben sie eine vereinfachte Verarbeitung der Information für die Leserinnen und Leser. Somit kann die Person auf den Inhalt fokussieren. Zweitens erfordern die APA-Richtlinien Referenzen. Somit wird Plagiarismus vermieden. Entsprechend wird für Referenzen im Text ein Literaturverzeichnis erwartet. Umgekehrt gilt auch: Wenn ein Literaturverzeichnis vorhanden ist, werden im Text Referenzen erwartet.

14.2 Formale Aspekte eines Posters

  • Das Poster wird wie folgt formatiert: Hochformat, A0 (84 cm x 120 cm).
  • Es werden nicht zu viele Farben verwendet.
  • Grosse Farbflächen werden vermieden, da diese beim Druck sehr viel Tinte / Toner brauchen und oftmals auch die Druckqualität beeinträchtigen.
  • Starke Kontraste werden verwendet, damit das Poster auch aus grösseren Distanzen problemlos gelesen werden kann.
  • Grosse Schriften werden verwendet (mindestens 30 Punkte), damit das Poster aus einer Distanz von 2 Metern gut lesbar ist.
  • Allfällige Referenzen werden im Text APA-konform berichtet.
Postergestaltung als eine Kunstform

Bei der Postergestaltung handelt es sich in einem gewissen Sinne auch um eine Kunstform mit Gegensätzen:

  • Eine schlichte und nüchterne Gestaltung wirkt wissenschaftlicher.
    ABER: Das Poster sollte trotzdem ein «Hingucker» sein.
  • Das Poster sollte mit möglichst wenig Text auskommen.
    ABER: Man sollte den Inhalt des Posters ohne zusätzliche Erklärungen verstehen können.

14.3 Praktische Hinweise zur Postergestaltung

Da nun alle formalen Aspekte eines wissenschaftlichen Posters bekannt sind, möchten wir nun noch ein paar Hinweise hinsichtlich der Vorbereitung geben. Bei der Vorbereitung eines wissenschaftlichen Posters ist es wichtig, die Elemente zu bestimmen, die auf dem Poster enthalten sein sollen und diese logisch anzuordnen. Folgende Fragen können dabei hilfreich sein:

  • Welche Elemente sollen auf dem Poster enthalten sein?
  • Welche sind die zentralen Aussagen?
  • Wie sollen die Elemente dargestellt werden?
  • Wie sollen die einzelnen Elemente auf dem Poster angeordnet werden?
Skizze

Ein empfehlenswerter erster Schritt vor der tatsächlichen Umsetzung besteht darin, eine Skizze des Posters auf Papier zu erstellen. Diese erlaubt einen raschen und präzisen Überblick über den Inhalt und die Darstellung des Inhalts zu gewinnen. Dazu gehört auch ein Entwurf der einzelnen Elemente, des Textes, der Abbildungen und der Gestaltung.

Nach Vorbereitung und Beantwortung dieser Fragen kommt die Realisierung des Posters. Dies kann zum Beispiel mit Powerpoint oder dem Tikzposter Package in LaTeX / Overleaf gemacht werden.

14.4 Schriftliche versus mündliche Präsentation

Alle Inhalte des Posters, die bis jetzt beschrieben wurden, müssen in schriftlicher Form auf dem Poster vorhanden sein. Es gibt aber andere Inhalte, die dem Verstehen der Logik weiterhelfen können. Dies betrifft zum Beispiel die Forschungslücke, die Hypothesen, und das Resultat der Inferenzstatistik und deren Bedeutung. Diese Inhalte müssen nicht zwingend auf dem Poster sein und gehören oftmals nur zur mündlichen Präsentation.

Mündliche Präsentation von Abbildungen

Es wird empfohlen, vor allem Abbildungen zu brauchen, um auf dem Poster Informationen zu vermitteln. Dies bedeutet auch, dass diese Abbildungen bei der mündlichen Präsentation erklärt werden müssen. Der Grund dafür ist, dass die Abbildungen für die Zuhörerinnen und Zuhörer nicht direkt und im Detail selbsterklärend sind. Im Fall einer Abbildung die im Methodenteil präsentiert wird, wird zum Beispiel erwartet, dass es erklärt wird, was in der Abbildung gezeigt wird (z.B. die Reihenfolge eines Durchgangs, welches mit der Präsentation eines Fixationskreuzes beginnt und dann von der Präsentation eines Reizes gefolgt wird, usw.). Im Fall einer Abbildung im Resultate-Teil mit deskriptiver Statistik wird erwartet, dass folgende Elemente der Abbildung erklärt werden:

  • was auf der X-Achse und der Y-Achse abgebildet wird

  • was für Bedingungen in der Legende dargestellt sind

  • die Unterschiede bzw. die Ähnlichkeiten zwischen verschiedenen experimentellen Bedingungen, welche in der Abbildung ersichtlich sind

14.5 Posterbeispiele

Nachfolgend werden einige Beispiele von Postern aufgeführt. Die Poster folgen mehr oder weniger diesen Richtlinien. Dies verdeutlicht, dass es keine festen Regeln bei der Postergestaltung gibt, wie mit den APA Regeln für das Manuskript. Zusätzlich zu den Postern verlinken wir auch – wenn möglich – die dazugehörigen wissenschaftlichen Publikationen. Dies erlaubt einzuschätzen, wie detailliert Informationen auf einem wissenschaftlichen Poster dargestellt werden.

14.6 Üben der Posterpräsentation

Wenn das Poster fertig vorbereitet ist, sollte es in Sprechlautstärke geübt werden! Dabei sollte überprüft werden, ob die Inhalte ruhig präsentiert werden können, ohne die zulässige maximale Dauer zu überschreiten. Das Poster sollte so lange geübt werden, bis dies zuverlässig gelingt und man sich gut vorbereitet fühlt.

Das Üben des Posters liefert auch Hinweise darauf, ob die umgesetzte logische Struktur Sinn ergibt. Falls Schwierigkeiten bei den Übergängen der einzelnen Aspekte auftreten und der rote Faden verloren geht, sollte die logische Struktur des Posters entsprechend verbessert werden.

Das Poster ist der Notizzettel

Die Inhalte des Posters sollen als Notizen verwendet werden, und die Präsentation des Posters sollte frei gehalten werden (d.h. ohne zusätzliche Notizen). Wenn dies gelingt, kann man sicher sein, dass die Materie gut verstanden wurde. Falls zusätzliche Notizen benötigt werden, deutet das darauf hin, dass die Materie nicht genug gut verstanden wurde. In diesem Fall sollte man sich erneut mit der Materie auseinandersetzen, bis die Präsentation des Posters frei gehalten werden kann. Nur so kann das Publikum von den Inhalten des Posters überzeugt werden.