Nr. | Effektiver Titel | Nicht effektiver Titel | Begründung |
---|---|---|---|
1 | Effekt von Depression auf die Entscheidung an einer Klinischen Studie Teilzunehmen | Eine Studie über den Effekt von Depression auf die Entscheidung an einer Klinischen Studie Teilzunehmen | Kürzer ist besser: unnötige Worte werden vermieden. |
2 | Warum und Wann Hierarchie einen Einfluss auf Team-Effektivität hat: Eine Meta-Analytische Integration | Hierarchie und Team-Effektivität | Präzision ist besser: Der Bezug zwischen den Variablen wird berichtet und die Art des Forschungszugangs wird spezifiziert. |
3 | Augen Schliessen um dem Herzen zu Folgen: Information Vermeiden um eine Starke Intuitive Präferenz zu Schützen | Augen Schliessen um dem Herzen zu Folgen | Mehr Information ist besser: Ein kreativer Titel wurde mit einem substanziellen Titel kombiniert. |
8 Inhalt des Manuskriptes
Im Folgenden wird der Inhalt der einzelnen Manuskriptteile behandelt. Inhalt bezieht sich an dieser Stelle auf die Information, welche in einzelnen Manuskriptteilen unabhängig vom Forschungsthema auftaucht.
In der psychologischen Grundlagenforschung wird üblicherweise auf Englisch publiziert. Daher wird in diesem Lehrbuch zusätzlich in Klammern auf die englischen Namen der entsprechenden Manuskriptteile angegeben.
8.1 Titelseite (engl. Title Page)
Ein guter Titel fasst die Hauptidee des Manuskripts zusammen. Des Weiteren ist er kurz, prägnant und weckt das Interesse potentieller Leser und Leserinnen (vgl. Tabelle 8.1).
Auf die Titelseite werden auch die Autorinnen und Autoren gelistet. Wie bei den anderen wissenschaftlichen Arbeiten (z.B. Vortrag oder Poster) gelten die folgenden Richtlinien für die Autorinnen und Autoren eines Manuskriptes. Das heisst:
Eine Person wird als Autorin bzw. Autor auf einem Vortrag, wenn sie einen substanziellen kreativen Beitrag an der Studie geleistet hat. Hier wird eine Beschreibung präsentiert, was ein substanzieller kreativer Beitrag ist.
Die Autorenreihenfolge wird hauptsächlich durch den Beitrag der einzelnen Personen bestimmt. Dies bedeutet, dass die Personen zuerst aufgelistet werden, welche den grössten Beitrag geleistet haben. Die letzte Position in der Auflistung ist eine Ausnahme. Diese Position obliegt der Leitung der Forschungsgruppe, insofern die leitende Person nicht gleichzeitig den grössten Beitrag geleistet hat und somit als erstes aufgelistet ist. Im Fall von studentischen Arbeiten können andere Reihenfolgen festgelegt werden / gefordert sein. Zum Beispiel könnte eine alphabetische Reihenfolge verwendet werden.
Unabhängig von ihrer Position in der Auflistung, müssen alle Autorinnen und Autoren mit den Inhalten der entsprechenden Arbeit vertraut und einverstanden sein.
8.2 Kurzfassung (engl. Abstract)
Kurzfassungen sind auf maximal 250 Wörter beschränkt. Ziel der Kurzfassung ist es, einen kurzen, in sich verständlichen Überblick über die Inhalte des Manuskripts zu geben. In die Kurzfassung gehören die zentralen Konzepte, der theoretische Hintergrund, die Forschungsfrage, die Stichprobe, die verwendeten Aufgaben mit den experimentellen Bedingungen, die Hauptbefunde und deren Interpretation in Bezug auf die Forschungsfrage (d.h. der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn). Eine qualitativ gute Kurzfassung ist:
- Akkurat: In der Kurzfassung steht nichts, was nicht auch im Manuskript steht.
- Nicht wertend: Die Kurzfassung berichtet, aber wertet nicht.
- Kohärent und leserlich: Die Kurzfassung ist in einer klaren Sprache geschrieben.
- Konzis: Jeder Satz in der Kurzfassung ist maximal informativ.
- Allein stehend: Die Kurzfassung muss für sich alleine verständlich sein, ohne dass andere Teile des Manuskripts gelesen werden müssen. Abkürzungen müssen dementsprechend auch eingeführt werden. Das bedeutet, dass Abkürzungen in der Kurzfassung und später beim ersten Gebrauch in der Einleitung eingeführt werden müssen.
8.3 Einleitung (engl. Introduction)
Der Hauptteil eines Artikels beginnt immer mit der Einleitung. Diese vermittelt eine kurze und knappe Beschreibung der behandelten Konzepte, der Forschungsfrage, der bestehenden Forschung im relevanten Bereich und den davon abgeleiteten Hypothesen. Die Einleitung besteht aus mehreren Unterteilen (siehe Tabelle 7.1), welche die folgenden Inhalte haben:
Einleitender Absatz: Der einleitende Absatz ist ein einzelner Absatz, der folgende Information beinhalten muss:
- Der erste Satz weckt das Interesse des Lesers bzw. der Leserin. Man beginnt dementsprechend mit einer allgemeinen Aussage oder einem Beispiel aus dem Alltag. Zum Beispiel: «Synesthesia is a remarkable way of perceiving the world.» (Ward, 2013). Bereits publizierte Artikel könnten hier inspirierend sein.
- Die Hauptkonzepte, die für die Forschungsfrage relevant sind, werden anschliessend definiert
- Die Forschungslücke, die das Experiment füllen soll, wird etabliert.
- Am Ende dieses Absatzes wird die Forschungsfrage vorgestellt. Diese sollte so formuliert sein, dass sie auch dann verständlich ist, wenn man nur den einleitenden Absatz gelesen hat.
Integration und Synthese der bisherigen Forschung: Die Integration und Synthese der bisherigen Forschung besteht meistens aus mehreren Absätzen. Ziel der Integration und Synthese ist es, einen kurzen und prägnanten Überblick über die bisherige Forschung zu den relevanten Konzepten zu geben. Das bedeutet, dass für die Forschungsfrage irrelevante Informationen vermieden werden müssen.
Die Forschungsfrage bestimmt den InhaltIn der Einleitung – insbesondere bei der Integration und Synthese der bisherigen Forschung – werden nur Informationen eingeführt, die auch tatsächlich für die Forschungsfrage relevant sind.
Ausführliche Darstellung der Forschungslücke: In ein bis zwei Absätzen wird aufgezeigt, (1) wo Forschungsbedarf besteht und (2) wie dieser durch das Experiment gedeckt wird. In Abbildung 8.1 wird dies veranschaulicht. Im ersten Absatz dieser Abbildung wird erklärt, wo die Forschungslücke für diese Studie liegt. In diesem Fall besteht die Forschungslücke aus zwei Teilen. Erstens gibt es nur wenige Studien, die beide Ansätze zur Modellierung des für diese Studie relevanten Konstrukts (d.h. Aufmerksamkeitskontrolle, engl. attentional control) verwendet haben. Zweitens ist unklar, ob die beiden Ansätze robuste Resultate liefern. Formulierungen wie «bisher» (engl. so far) oder «Es bleibt unklar, ob…» (engl. it remains unknown whether…) verdeutlichen, wo weiterer Forschungsbedarf besteht. Im zweiten Absatz der Abbildung 8.1 wird dann aufgeführt, wie das Experiment diese Forschungslücke schliesst. In diesem Fall wurden Studien erneut analysiert in denen beide Ansätze zur Modellierung von Aufmerksamkeitskontrolle angewendet werden können. Zudem wurde eine Bootstrapping-Prozedur angewandt, um die Robustheit der Resultate zu überprüfen.

Darstellung der Hypothesen: Die Hypothesen werden im letzten Absatz der Einleitung formuliert. Das Ziel der Hypothesen ist es, vorauszusagen, welche Ergebnisse aufgrund der bisher behandelten Literatur zu erwarten sind. Hypothesen müssen deswegen aus der Literatur abgeleitet werden, welche in der vorangegangenen Integration und Synthese der Forschung präsentiert wurde. Hypothesen, die keinen Bezug zur Einleitung haben, sollten vermieden werden. Bei der Formulierung der Hypothesen gilt es Folgendes zu beachten:
- Wenn aufgrund der vorherigen Forschung mehrere Hypothesen möglich sind, müssen alle Hypothesen aufgeführt werden. Es kann in diesem Fall nicht nach Belieben eine Hypothese gewählt werden. Dies ist auch dann der Fall, wenn man eine persönliche Präferenz für eine Hypothese hat. So kann es durchaus vorkommen, dass widersprüchliche Hypothesen aufgeführt werden müssen. Wichtig ist dabei jedoch, dass jede Hypothese in sich selbst nicht widersprüchlich ist. Siehe Abbildung 8.2 für ein Beispiel.
- Hypothesen werden oftmals wie folgt oder ähnlich formuliert: «Wenn Annahme/Theorie/Modell A gilt (Referenzen zu Studien, welche Annahme/Theorie/Modell A unterstützen und welche in den vorherigen Absätzen präsentiert wurden), dann erwarten wir Ergebnismuster 1.» Im Fall einer zweiten Hypothese, welche im Widerspruch mit der ersten Hypothese steht, kann diese folgendermassen formuliert werden: «Wenn dagegen Annahme/Theorie/Modell B gilt (Referenzen zu Studien, welche Annahme/Theorie/Modell B unterstützen und welchen in den vorherigen Absätzen präsentiert wurden), dann erwarten wir Ergebnismuster 2.
- Um Hypothesen klar als Hypothesen darzustellen, werden häufig die Wörter «wir erwarten» oder «wir sagen voraus» verwendet. Wenn die Hypothesen widersprüchlich sind, wird der Widerspruch durch zum Beispiel «dagegen» oder «Im Gegensatz dazu» gekennzeichnet. Wenn die Hypothesen sich nicht widersprechen, aber die zweite Hypothese eine weitere Möglichkeit darstellt, wird dies eher mit den Ausdrücken «Eine weitere Hypothese» oder «alternativ» gekennzeichnet.

Es ist zwingend darauf zu achten, dass die Hypothesen logisch mit aus der Einleitung abgeleiteten Argumenten begründet werden. Eine logische Ableitung kann wie folgt aussehen: Wenn Theorie A gilt, erwarten wir X als Resultat, da nur Prozess P betroffen ist. Wenn aber Theorie B gilt, erwarten wir Y als Resultat, da gemäss Theorie die Prozesse P und Q betroffen sind. Hier ist es wichtig, dass die Theorien A und B sowie die Prozesse P und Q in der Integration und Synthese der Befundlage erklärt wurden. Typischerweise werden die Theorien A und B durch Referenzen unterstützt, welche in der Integration und Synthese der Befundlage auch erwähnt wurden.
8.4 Methode (engl. Methods)
Die Methode stellt dem Leser bzw. der Leserin die Informationen zur Verfügung, die gebraucht werden, um zu verstehen, wie eine Studie im Detail umgesetzt wurde. Auf Grundlage der Informationen im Methodenteil einer Studie sollte eine Studie repliziert werden können.
Der Methodenteil einer wissenschaftlichen Arbeit unterscheidet sich grundlegend von einem Protokoll. Die Methode muss alle Informationen enthalten, welche im Rahmen einer Replikation hinsichtlich der Forschungsfrage unmittelbare Relevanz haben. Methodische Aspekte, welche nicht in direktem Zusammenhang mit der Forschungsfrage stehen, werden weniger detailliert zusammengefasst.
Der Methodenteil besteht aus mehreren Unterteilen (siehe Tabelle 7.1). Diese haben die folgenden Inhalte:
Versuchspersonen (engl. Participants): In diesem Teil werden die Eigenschaften der Stichprobe (z.B. Anzahl Versuchspersonen, Durchschnittsalter, Geschlecht, usw.) sowie die Einschluss- (z.B. Intelligenzquotient im Durchschnittsbereich) und / oder Ausschlusskriterien (z.B. Farbenblindheit) berichtet. In diesem Teil werden auch die Rekrutierungsstrategie (z.B. Aufruf zur Studienteilnahme über den Versuchspersonenpool der Universität) und die verantwortliche Ethikkommission (inkl. Antragsnummer) erwähnt.
Material (engl. Materials): In diesem Teil werden die verwendeten Apparate berichtet (z.B. ein Computerbildschirm mit einer Grösse von 20 x 30 cm und einer Auflösung von 1024 x 768 Pixel). Bei Aufgaben werden die verwendeten Reiz-Materialien berichtet (z.B. zwei Wortlisten à 60 Wörter mit einer Länge zwischen 4 und 6 Buchstaben). Bei standardisierten Fragebögen reicht eine Referenz. Bei nicht standardisierten Fragebögen ist eine genaue Beschreibung nötig.
Durchführung (engl. Procedure): In der Durchführung wird der ganze Ablauf des Experiments von Begrüssung bis Verabschiedung der Versuchsperson im Detail beschrieben. Folgende Elemente müssen auch beschrieben werden:
- Art der Testung: Es wird beschrieben, wie das Experiment durchgeführt wurde (online, im Labor, einzeln, in Gruppen usw.).
- Instruktionen: Es wird erklärt, wie die Versuchspersonen instruiert wurden.
- Aufgaben: Der Ablauf der einzelnen Aufgaben wird beschrieben.
- Struktur der Aufgaben: Die Struktur der einzelnen Aufgaben wird dargestellt. Zum Beispiel: Gab es einen Übungsblock? Gab es mehrere experimentelle Blöcke mit Pausen dazwischen?
- Struktur der Durchgänge: Die Struktur der Durchgänge der einzelnen Reizdarbietungen (inkl. präziser Zeitangaben) in den jeweiligen Aufgaben wird beschrieben. Zum Beispiel: Was wurde zuerst wie lange präsentiert? Was folgte als Nächstes?
RezeptmetapherBeim Beschreiben des Materials und der Durchführung kann die Rezeptmetapher behilflich sein. Im Material werden die Objekte des Experiments beschrieben. Darum entspricht das Material den Zutaten. In der Durchführung werden die Abläufe des Experiments beschrieben. Darum entspricht die Durchführung dem eigentlichen Rezept, wie die Zutaten gebraucht werden müssen, wenn man das Experiment replizieren möchte. Daraus folgt, dass im Materialteil Verben gebraucht werden, die Zustände beschreiben, während in der Durchführung Verben gebraucht werden, die Handlungen beschreiben.
Design (engl. Design): Das Design einer Studie ist einer der wichtigsten Punkte. Das Design definiert, wie die Forschungsfrage operationalisiert wurde, die Ergebnisse auszuwerten und zu interpretieren sind. Zum Design gehören folgende Elemente:
Die Beschreibung der unabhängigen Variablen und deren Stufen.
Die explizite Erwähnung, ob es sich um Innersubjekt- (eng. within-subject-) oder Zwischensubjekt-Faktoren (eng. between-subject-factors) handelt.
Die Nennung der abhängigen Variablen.
Im Rahmen eines fiktiven Gedächtnisexperiments könnte der folgende Text ein Beispiel für das Design sein: «Das Experiment wurde mittels eines 2 x 2 gemischten Designs realisiert mit dem Zwischensubjektfaktor Gruppe (Synästhetiker vs. Kontrollgruppe) und dem Innersubjektfaktor Testphase (direkt vs. verzögert). Als abhängige Variable wurde die Proportion korrekt abgerufener Wörter erfasst.»
Warum ist das experimentelle Design so wichtig?Ein zentrales Anliegen eines jeden Psychologiestudiums ist, dass die Studierenden lernen, wie man experimentelle Designs beschreibt. Gleichzeitig sollen sie lernen, wie man experimentelle Designs aus einer Abbildung herauslesen kann. Dies ist deswegen der Fall, weil das experimentelle Design die Operationalisierung der Forschungsfrage reflektiert und gleichzeitig die kürzestmögliche Zusammenfassung des methodischen Vorgehens darstellt. Das experimentelle Design determiniert, inwiefern wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn aus dem methodischen Vorgehen gewonnen werden kann.
Analyse (engl. Analysis): Dieser Teil enthält alle Schritte von der Datenaufbereitung bis zur eigentlichen Analyse. Das heisst, der Teil berichtet unter anderem, wie man von den Rohdaten auf die Mittelwerte kommt, ob Datenpunkte ausgeschlossen wurden (z.B. Abweichung vom Mittelwert, die über +/- 2.5 SD hinausgeht), ob Datenpunkte vor oder nach dem Mitteln ausgeschlossen wurden, was die Ausschlusskriterien waren, usw. Grundsätzlich werden hier alle Bearbeitungsschritte von den Rohdaten berichtet bis hin zu den Daten, welche letztlich in der deskriptiven Statistik berichtet werden.
Zur Präzisierung der Beschreibung von Material und Durchführung im Text können auch Tabellen und / oder Abbildungen verwendet werden. Man soll jedoch sparsam damit umgehen und Redundanz zwischen Text und Tabellen und / oder Abbildungen vermeiden.
8.5 Resultate (engl. Results)
Im Resultate-Teil wird die statistische Evidenz für die Befunde eines Experiments geliefert. Die Analyse, die am wichtigsten für die Beantwortung der Forschungsfrage ist, sollte immer zuerst berichtet werden. Im Sinne transparenter Berichterstattung sind allfällige weiterführende Analysen, welche nicht direkt zur Beantwortung der Forschungsfrage relevant sind, als explorative Analysen zu kennenzeichnen.
Für jede quantitative Analyse werden zwei Arten von Statistiken berichtet: Die deskriptive (d.h. beschreibende) und die Inferenz- (d.h. schliessende) Statistik. Im Folgenden werden beide im Detail aufgeführt.
8.5.1 Deskriptive Statistik
Im deskriptiven Statistik-Teil werden zentrale Tendenzen (z.B. Mittelwert, Median) und Streuungsmasse (z.B. Standardfehler, Standardabweichung, Konfidenzintervall) berichtet.
Bei jeder Analyse soll immer zuerst auf die deskriptive Statistik verwiesen werden, sei es im Text, in einer Abbildung oder in einer Tabelle.
Die deskriptive Statistik soll in Anlehnung an das Design beschrieben werden. Im Rahmen des fiktiven Gedächtnisexperiments würde dies folgendermassen aussehen: Die deskriptive Statistik, in Abhängigkeit vom Innersubjektfaktor Gruppe (Synästhetiker vs. Kontrollen) und dem Zwischensubjektfaktor Testphase (direkt vs. verzögert), ist in Abbildung XY dargestellt.
Bei der deskriptiven Statistik muss auf Redundanzen verzichtet werden. Die Resultate sollten entweder im Text, in einer Tabelle oder einer Abbildung berichtet werden. Dieselben Resultate dürfen nicht in verschiedenen Formaten präsentiert werden.
8.5.2 Inferenzstatistik
Direkt im Anschluss an die deskriptive Statistik werden nun die inferenzstatistischen Analysen berichtet.
Die inferenzstatistischen Analysen werden durch einen Satz eingeleitet, der den Zweck der Analyse und das zugrunde liegende Design beschreibt. Im Rahmen des fiktiven Gedächtnisexperiments würde dies folgendermassen aussehen: Um zu überprüfen, ob Synästhetiker gegenüber Nicht-Synästhetikern nicht nur einen Gedächtnisvorteil nach einem kurzen Behaltensintervall haben, sondern auch nach einem längeren Behaltensintervall, haben wir eine zweifaktorielle Varianzanalyse mit dem Zwischensubjektfaktor Gruppe (Synästhetiker vs. Kontrollen) und dem Innersubjektfaktor Testphase (direkt vs. verzögert) gerechnet.
Das Resultat der Analyse wird dann beschrieben. Beispielsweise: Die Analyse resultierte in einem signifikanten Haupteffekt Gruppe, F(1, 200) = 5.26, p < .001, da die Synästhetiker durchwegs bessere Gedächtnisleistungen zeigten. Keine weiteren Effekte erreichten die statistische Signifikanz, alle Fs < 0.4, alle ps > .814.
Man berichtet immer zuerst die für Ihre Forschungsfrage und Hypothesen wichtigsten Analysen, gefolgt von den weniger wichtigen Analysen. Man rechnet Analyse für Analyse und man beginnt immer zuerst mit der deskriptiven Statistik einer Analyse, gefolgt von der Inferenzstatistik.
8.6 Diskussion (engl. Discussion)
Die Diskussion ist der Teil in einem wissenschaftlichen Manuskript mit der grössten inhaltlichen Freiheit. Nichtsdestotrotz gibt es Konventionen. Die Diskussion besteht aus mehreren Unterteilen (siehe Tabelle 7.1), welche die folgenden Inhalte haben:
Zusammenfassung der Resultate: Die Zusammenfassung der Ergebnisse besteht aus einem einzelnen Absatz, in dem die Befunde kurz zusammengefasst werden. Die wichtigsten Ergebnisse werden zunächst in Bezug auf die Forschungsfrage präsentiert. Dann werden die weniger wichtigen Ergebnissen dargestellt.
Integration der Resultate in der bisherigen Forschung: Die Integration der Resultate besteht meistens aus mehreren Absätzen. In diesem Teil wird die Relevanz der einzelnen Befunde der Studie in Bezug auf die vorangehende Forschung diskutiert, welche in der Einleitung umgerissen wurde. Sind die Resultate mit der bisherigen Forschung vereinbar, oder widersprechen die Resultate der bisherigen Forschung? Was sind mögliche Gründe dafür? Welche Fragen bleiben unbeantwortet? Wie könnte man diese in zukünftiger Forschung adressieren?
Limitationen: Die Limitationen werden eventuell in einem Absatz gegen den Schluss der Diskussion behandelt. Dieser Absatz soll kurz sein; allfällige Limitation sollten nicht länger als ein Absatz sein. Es sollte auf triviale Punkte verzichtet werden, wie zum Beispiel, dass die Motivation der Versuchspersonen über die Dauer des Experiments nachgelassen haben könnte. Relevante Limitationen, wie zum Beispiel eine kleine Stichprobe, welche die Generalisierbarkeit der Ergebnisse in Frage stellt, sollten jedoch genannt werden. In dieser Hinsicht ist in der Abbildung 8.3 ein Beispiel einer guten Diskussion potentieller Limitationen dargestellt.

- Erkenntnisgewinn: In einem Absatz sollte der Erkenntnisgewinn des Experiments als Schlussfolgerung zusammengefasst werden. Das bedeutet, dass die Beantwortung der Forschungsfrage des Experiments sowie die theoretischen und praktischen Implikationen für die Wissenschaft und – wenn möglich – für die Gesellschaft in drei bis vier Sätzen dargestellt werden. Dabei sollte die hypothetische Frage gestellt werden: Wenn der Leser oder die Leserin alles ausser einer Sache aus dem Manuskript vergisst, welcher wissenschaftliche Erkenntnisgewinn sollte dann erinnert werden? Dieser stellt die Take Home Message dar. Diese sollte kurz, knapp und klar formuliert werden, damit dieses möglichst gut erinnert wird.
Einleitung: Grundsätzlich gilt, dass etablierte allgemeingültige Befunde im Präsens (Gegenwart) geschrieben werden. Einmalige Befunde (z.B. wenn es nur eins, zwei Studien gibt) werden in der Vergangenheit berichtet. ABER: Es ist wichtiger, dass die Sätze sprachlich sinnvoll und grammatikalisch korrekt miteinander verknüpft sind, als dass diese Regel eingehalten wird.
Methode: Im Methodenteil werden Informationen präsentiert, wie das Experiment umgesetzt wurde. Da das Experiment bereits durchgeführt wurde, schreibt man die Methode in der Vergangenheit.
Resultate: Im Resultate-Teil werden Informationen dazu präsentiert, wie analysiert wurde, und was gefunden wurde. Deswegen schreibt man die Resultate in der Vergangenheit.
Diskussion: Grundsätzlich gilt auch hier wie bei der Einleitung, etablierte Befunde werden in der Gegenwart beschrieben. Einmalige Befunde werden in der Vergangenheit beschrieben. Da es sich bei der eigenen Studie um einen neuen bisher einmaligen Befund handelt, werden die eigenen Resultate in der Vergangenheit berichtet. Der Interpretation der eigenen Befunde soll eine gewisse Allgemeingültigkeit zukommen. Deswegen wird die Bedeutung der Befunde in der Gegenwart formuliert. ABER: Es ist wichtiger, dass die Sätze sprachlich sinnvoll und grammatikalisch korrekt miteinander verknüpft sind, als dass diese Regeln eingehalten werden.
8.7 Autorenbeiträge nach CRediT Richtlinien
Dieser Manuskriptteil dient zur Auflistung des wissenschaftlichen Beitrags der einzelnen Autorinnen und Autoren. Zu diesem Zweck werden meistens die Richtlinien nach CRediT (Contributor Roles Taxonomy) verwendet.
Gegenwärtig findet eine Bewegung von der reinen Autorenlistung zur zusätzlichen Beitragslistung statt. Grundlage dieser Bewegung ist, dass Forschen eine kollaborative Tätigkeit ist, bei welcher nicht immer alle Personen die einzelnen Aspekte einer Studie vollumfänglich im Detail kennen können (v.a. bei sehr grossen und komplexen Projekten). Zudem ist der wissenschaftliche Beitrag einer Person auf Grund der Autorenreihenfolge nicht im Detail nachvollziehbar. Im Sinne einer transparenten Dokumentation und Würdigung des wissenschaftlichen Beitrags werden immer mehr die individuellen Beiträge aufgelistet.
CRediT stellt ein standardisiertes Klassifizierungssystem dar, mit welchem sich die Rollen der einzelnen Personen auf einer wissenschaftlichen Arbeit dokumentieren lassen (vgl. Beitragsrollen). Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass die CRediT Richtlinien nicht ausschliesslich für die psychologische Forschung entwickelt wurden. Nach CRediT werden die folgenden 14 Beitragsrollen definiert:
Konzeptualisierung – Ideen, Formulierung oder Entwicklung von übergreifenden Forschungszielen und -vorgaben.
Datenkuratierung – Managementaktivitäten zur Annotation der Studiendaten (z.B. Erstellung von Metadaten), Bereinigung von Daten und Pflege von Daten für die Erstnutzung und spätere Wiederverwendung (einschliesslich Softwarecode, sofern dieser für die Interpretation der Daten selbst erforderlich ist).
Formale Analyse – Anwendung von statistischen, mathematischen, rechnerischen oder anderen formalen Techniken zur Analyse oder Synthese von Studiendaten.
Beschaffung finanzieller Mittel – Beschaffung der finanziellen Unterstützung für das Projekt, das zu dieser Publikation führt.
Untersuchung – Durchführung eines Forschungs- und Untersuchungsprozesses, insbesondere die Durchführung der Experimente oder die Sammlung von Daten / Beweisen.
Methode – Entwicklung oder Design der Methode, Erstellung von Modellen.
Projektverwaltung – Management- und Koordinationsverantwortung für die Planung und Durchführung der Forschungsaktivität.
Ressourcen – Bereitstellung von Studienmaterialien, Reagenzien, Werkstoffen, Patienten, Laborproben, Tieren, Instrumenten, Rechenressourcen oder anderen Analysetools.
Software – Programmierung, Softwareentwicklung, Entwurf von Computerprogrammen, Implementierung des Computercodes und unterstützender Algorithmen, Testen bestehender Codekomponenten.
Supervision – Aufsicht und Führungsverantwortung für die Planung und Durchführung der Forschungstätigkeit, einschliesslich Mentorenschaft ausserhalb des Kernteams (z.B. Leiterin bzw. Leiter der Forschungsabteilung, zu welcher das Team gehört, welches die Studie durchführt).
Validierung – Verifizierung, ob als Teil der Aktivität oder separat, der gesamten Replikation / Reproduzierbarkeit von Ergebnissen / Experimenten und anderen Forschungsergebnissen.
Visualisierung – Vorbereitung, Erstellung und / oder Präsentation der veröffentlichten Arbeit, insbesondere Visualisierung und Präsentation der Daten (z.B. mit Abbildungen oder Tabellen).
Schreiben - Originalentwurf – Vorbereitung, Erstellung und / oder Präsentation der veröffentlichten Arbeit, insbesondere das Schreiben des ersten Entwurfs (einschliesslich inhaltlicher Übersetzung).
Schreiben - Begutachtung & Überarbeitung – Vorbereitung, Erstellung und / oder Präsentation der veröffentlichten Publikation durch Personen aus dem Kernteam (z.B. Team einer Forschungsabteilung / eines Instituts, welches die Studie durchführt), insbesondere kritische Begutachtung, Kommentar oder Überarbeitung (einschliesslich der Phasen vor oder nach der Publikation).
Dabei gelten folgende Richtlinien:
Beitragsrollen sollen nur den Autorinnen und Autoren des Manuskripts zugeordnet werden.
Alle Beiträge, welche die Autorinnen und Autoren geleistet haben, sollen entsprechend aufgelistet werden. Aber nicht alle Beitragsrollen müssen verwendet werden.
Verschiedene Personen können mit mehreren Beitragsrollen assoziiert sein. Eine Beitragsrolle kann mit mehreren Personen assoziiert sein.
Wenn mehrere Personen mit der gleichen Beitragsrolle assoziiert sind, können zum Beispiel verschiedene Beitragsgrade mit den Begriffen «leitend», «gleichwertig» und «unterstützend» spezifiziert werden. Die Nennung dieses Beitragsgrades ist aber optional.
In wissenschaftlichen Publikationen ist die Korrespondenzperson1 der Publikation typischerweise die Person, die für die Auflistung der einzelnen Beiträge verantwortlich ist. In studentischen Arbeiten mit mehreren Studierenden als Autorinnen und Autoren empfehlen wir, dass die Personen, die für das Schreiben verantwortlich sind, auch für die Auflistung der einzelnen Beiträge verantwortlich ist. In jedem Fall müssen alle Autorinnen und Autoren die Möglichkeit haben, die Rollenverteilung zu überprüfen und zu bestätigen.
Den wissenschaftlichen Beitrag einer Person zu bestimmen ist ein schwieriger Prozess, der von allen beteiligten Personen verlangt, den eigenen wie auch den Beitrag aller anderen beteiligten Personen einzuschätzen. Da nicht alle Personen zu jedem Zeitpunkt einer Studie gleich viel beitragen, wird dieser Prozess zusätzlich erschwert. Dies kann – muss aber nicht – zu Konflikten führen. Eine zusätzliche Auflistung der einzelnen Beiträge im Gegensatz zur reinen Auflistung der Autorinnen und Autoren in einer bestimmten Reihenfolge, sollte das Konfliktpotential minimieren.
Im Folgenden sind zwei Beispiele nach CRediT Richtlinien aufgelistet. Diese wurden aus dem Englischen Original ins Deutsche übersetzt.
- Aus Rey-Mermet et al. (2020)
Alodie Rey-Mermet: Konzeptualisierung, Datenkuratierung, Formale Analyse, Methode, Ressourcen, Software, Validierung, Visualisierung, Schreiben - Originalentwurf, Schreiben – Begutachtung & Überarbeitung. Krishneil A. Singh: Konzeptualisierung, Datenkuratierung, Formale Analyse, Beschaffung finanzieller Mittel, Untersuchung, Methode, Projektverwaltung, Ressourcen, Software, Schreiben - Originalentwurf, Schreiben – Begutachtung & Überarbeitung. Gilles E. Gignac: Konzeptualisierung, Schreiben – Begutachtung & Überarbeitung. Christopher R. Brydges: Konzeptualisierung, Schreiben – Begutachtung & Überarbeitung. Ullrich K. H. Ecker: Konzeptualisierung, Datenkuratierung, Methode, Projektverwaltung, Ressourcen, Software, Supervision, Schreiben – Begutachtung & Überarbeitung.
- Aus Ovalle-Fresa et al. (2021)
Rebecca Ovalle-Fresa: Konzeptualisierung, Methode, Software, formale Analyse, Datenkuratierung, Schreiben – Begutachtung & Überarbeitung. Sophie Ankner: Untersuchung, Datenkuratierung, Schreiben – Begutachtung & Überarbeitung. Nicolas Rothen: Konzeptualisierung, Methode, Software, formale Analyse, Datenkuratierung, Schreiben – Originalentwurf, Schreiben – Begutachtung & Überarbeitung, Visualisierung, Supervision, Projektverwaltung, Beschaffung finanzieller Mittel.
Hier ist zu bemerken, dass nicht alle Beitragsrollen verwendet wurden. Zum Beispiel fehlen die Rollen Ressourcen und Validierung. Wichtig ist, dass alle Beiträge aufgelistet wurden.
Im Gegensatz zu den obigen Beispielen ist es auch möglich die einzelnen Beitragsrollen aufzulisten und mit den Autorennamen zu ergänzen. Dies kann Sinn machen, wenn es eine grosse Anzahl von Autorinnen und Autoren gibt.
8.8 Literaturverzeichnis (engl. References)
Das Literaturverzeichnis hat den Zweck, die im Text zitierten Quellen zuverlässig zu dokumentieren. Ziel der Quellen ist es, frühere Forschungsarbeiten anzuerkennen sowie Interpretation und Schlussfolgerungen zu stützen. Wir empfehlen dazu die Verwendung einer Literaturverwaltungssoftware.
8.9 Fussnoten (engl. Footnotes)
Fussnoten werden gebraucht, um zusätzliche Inhalte oder Copyright Informationen zur Verfügung zu stellen. Fussnoten sollen keine irrelevanten Informationen beinhalten. Am besten sollten sie aber möglichst vermieden werden und der Inhalt möglichst im Text integriert werden.
8.10 Tabellen (engl. Tables)
Zumeist werden Tabellen gebraucht, um deskriptive Statistiken zu präsentieren (vgl. Tabelle in Abbildung 8.4). Bei sehr vielen Analysen können Tabellen auch zum Berichten der Inferenzstatistik gebraucht werden. In seltenen Fällen werden Tabellen auch gebraucht, um methodische Aspekte zu beschreiben (z.B. die Prozedur eines Experiments).

Damit der Gebrauch einer Tabelle zu deskriptiv statistischen Zwecken Sinn ergibt, müssen mindestens vier Bedingungen miteinander verglichen werden. Bei weniger Bedingungen sollten die Werte im Text berichtet werden.
8.11 Abbildungen (engl. Figures)
Zumeist werden Abbildungen gebraucht, um deskriptive Statistiken zu präsentieren (z.B. Abbildung 5.1). Des Öfteren werden Abbildungen auch gebraucht, um methodische Aspekte zu beschreiben (z.B. den Durchgang einer Reizpräsentation in einer experimentellen Aufgabe, vgl. Abbildung 8.5).

Damit der Gebrauch einer Abbildung zu deskriptiv statistischen Zwecken Sinn ergibt, müssen mindestens vier Bedingungen miteinander verglichen werden. Bei weniger Bedingungen sollten die Werte im Text berichtet werden.
Es muss unbedingt vermieden werden, redundante Informationen im Text, Tabellen und Abbildungen zu präsentieren. Man entscheidet sich jeweils für ein Format, in dem man die Information präsentiert. Das heisst, man präsentiert die Information entweder im Text, in einer Tabelle oder in einer Abbildung.
8.12 Anhang (engl. Appendix)
Anhänge beinhalten Informationen, die den Inhalt des Manuskripts ergänzen und im Manuskript selbst störend wären. Hier werden einige Inhalte für Anhänge als Beispiele aufgeführt:
Eine Liste von verwendeten Reizen (z.B. Wortlisten bei psycholinguistischen Studien)
Wörtliche Versuchspersonen-Instruktionen, wenn diese eine kritische Komponente des Experiments in Bezug auf die Forschungsfrage darstellen
Tests und Skalen, welche für die Studie entwickelt wurden. Das heisst, bereits bestehende Tests gehören nicht in den Anhang. Diese können ganz einfach im Manuskript referenziert werden. Achtung: Mit Tests sind formelle diagnostische Verfahren gemeint. Einfache experimentelle Aufgaben gehören nicht dazu.
Detaillierte Beschreibungen komplexer Apparaturen
Detaillierte demographische Angaben von Teilstichproben in der Studie
Andere ähnlich komplexe detaillierte Inhalte
Anhänge sollten sparsam verwendet werden. Anhänge sind eher die Ausnahme als die Regel!
Die Korrespondenzperson ist die Person, welche auf dem Manuskript ihre E-Mail Adresse angibt und die Korrespondenz (z.B. mit dem Herausgeber einer Zeitschrift) im Zusammenhang mit dem Manuskript übernimmt.↩︎