Frage | Angemessene Antwort |
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Ist das Thema für die Forschungsfrage relevant? | Wenn nein, muss das Thema gelöscht werden. |
Wird Begriff A eingeführt? | Wenn nein, muss der Begriff eingeführt werden. |
Werden andere Begriffe verwendet, um Begriff A zu beschreiben? | Wenn ja, muss ein Begriff gewählt und konsistent verwendet werden. |
Folgt die Argumentation logisch von einem Absatz zum nächsten? | Wenn nein, muss die Reihenfolge der Absätze geändert werden. |
Wird das gleiche Thema an verschiedenen Stellen behandelt? | Wenn ja, muss der Text umstrukturiert und die Wiederholung entfernt werden. |
Folgt die Argumentation innerhalb der Absätze logisch von einem Satz zum nächsten? | Wenn nein, muss die Reihenfolge der Sätze geändert werden. |
Woher kommt das beschriebene Wissen? | Wenn die Quellenangaben fehlen, müssen diese hinzugefügt werden. |
11 Schreibzyklus
Nehmen wir an, dass nun ein Manuskriptteil oder ein komplettes Manuskript geschrieben wurde. Diese erste Version ist jedoch nie die endgültige Version. Eine erste Version ist nichts weiter als ein erster Entwurf. Nun beginnt die eigentliche Arbeit. Nach dem Verfassen der ersten Version wird das Manuskript in mehreren Schritten revidiert. Diese Überarbeitung wird zuerst intern stattfinden, indem die Autorin bzw. der Autor dieser ersten Version und dann alle Autorinnen und Autoren das Manuskript revidieren. In einem weiteren Schritt wird das Manuskript extern begutachtet. Dies bedeutet, dass andere Personen als die Autorinnen und Autoren des Manuskriptes das Manuskript lesen und kommentieren werden, was je nach Situation wieder zur einer Revision des Manuskripts führt.
Bei wissenschaftlichen Publikationen wird die Person, die alle Informationen in einem Manuskript verfasst hat, als erste Autor bzw. als erste Autorin genannt. Bei studentischen Gruppenarbeiten empfiehlt es sich, dass jeweils eine andere Person für einzelne Manuskriptteile (Einleitung, Methode, Resultate, Diskussion) die Verantwortung übernimmt.
Schreiben besteht aus mehreren Zyklen verschiedener Phasen von Schreiben, Lesen, und Revidieren. Diese Phasen sind aber nicht strikt getrennt. Beim Lesen kann man zum Beispiel schon Notizen machen, wie man sein Manuskript schreiben könnte (z.B. in Form eines Plans). Beim Schreiben oder Revidieren soll man weiter lesen, damit neue Ideen und aktuelle Forschung ins Betracht gezogen werden können.
11.1 Interne Revision des eigenen Textes als hauptverantwortliche Person
Wenn eine erste Version eines Manuskripts oder eines Manuskriptteils verfasst wurde, besteht der nächste Schritt aus der Überarbeitung des eigenen Textes, um den Text in der bestmöglichen Form den Mitautorinnen und Mitautoren zukommen zu lassen. Ziel dieses Schrittes ist, das Manuskript auf interne Konsistenz zu überprüfen. Das bedeutet, dass die strukturellen Richtlinien überprüft werden. Textstellen, bei denen die interne Konsistenz verletzt wird, werden dann markiert und überarbeitet. Un diese Textstellen zu erkennen und zu überarbeiten sind die in Tabelle 11.1 präsentierten Fragen hilfreich.
Nach dem Verfassen einer ersten Version des Manuskripts sollte nach jedem Absatz noch einmal die Frage gestellt werden: Ist dieser Absatz für die Forschungsfrage relevant? – Nur die Absätze, bei welchen die Frage mit «ja» beantwortet wurde, sollten beibehaltet werden. Dieses Vorgehen sollte auch auf der Satzebene angewendet werden. Dadurch lässt sich ein prägnantes Manuskript mit dem Fokus aufs Wesentliche zu verfassen.
Alle die Fragen, die in Tabelle 11.1 präsentiert werden, sollen gestellt werden, bis keine Verletzungen der strukturellen und inhaltlichen Richtlinien mehr vorhanden sind. Es ist wichtig, Zeit einzuplanen, um das Geschriebene zu lesen und zu revidieren. Nach dem Verfassen von einzelnen Abschnitten oder des ganzen Manuskripts kann es Sinn machen, das Geschriebene ein bis zwei Tage liegen zu lassen. Danach sollte das Geschriebene noch einmal gelesen werden, um mögliche Verbesserungen zu identifizieren. Das Manuskript muss entsprechend überarbeitet werden, und dieser Prozess sollte wiederholt werden.
Bereits verfasste Absätze oder Sätze sollten gelöscht werden, wenn diese nicht mehr ganz passend erscheinen. Die Leser und die Leserinnen werden dankbar. Denn in der grossen Mehrheit aller Fälle wird ein Manuskript dadurch besser.
Es ist zu vermeiden, sich zu viel in zu kurzer Zeit vorzunehmen. Es ist sinnvoll, Reservezeit einzuplanen, falls es doch länger dauert als geplant. Als Faustregel sind 20% der veranschlagten Zeit für den Anfang ein guter strategischer Ansatz. Je nach Planungsfähigkeit muss der Prozentsatz grundsätzlich etwas angepasst werden.
11.2 Interne Revision eines Textes mit den Mitautorinnen und Mitautoren
Nachdem das komplette Manuskript oder ein Manuskriptteil von der verantwortlichen Autorin bzw. der verantwortlichen Autorin bereits mehrmals überarbeitet und in die bestmögliche Form gebracht wurde, werden die Mitautorinnen und Mitautoren in weiteren Revisionsrunden involviert. An dieser Aufgabe müssen sich alle Mitautorinnen und Mitautoren beteiligen, sonst erfüllen sie nicht die Voraussetzung für eine Autorenschaft. Ziel dieses Revisionsschrittes ist es, das Manuskript auseinander zu nehmen und mit Kommentaren zu versehen. Hilfreich sind Bemerkungen wie zum Beispiel:
- «Muss vor der Einführung von Begriff A kommen»
- «Muss vor dem Absatz zu B kommen»
- «Folgt nicht logisch auf die Argumentation im vorausgehenden Absatz»
- «Das gleiche Thema wie in C wird nochmals behandelt - muss an einer Stelle entfernt werden»
- «Argumentation nicht nachvollziehbar»
- «Thema nicht relevant für die Forschungsfrage»
- «Woher kommt dieses Wissen - Quellenangabe fehlt»
Diese Kommentare sollen für alle Autorinnen und Autoren der Studie verständlich sein. Neben dem Verfassen solcher Kommentare macht es auch Sinn, direkt Verbesserungsvorschläge mit dem Korrekturmodus des Textverarbeitungsprogrammes einzuarbeiten.
Wenn alle Autorinnen und Autoren des Manuskripts Rückmeldung gegeben haben, beginnt die weitere Überarbeitung des Manuskripts. Im Normalfall übernimmt die gleiche Autorin bzw. der gleiche Autor die Hauptverantwortung für das gesamte Manuskript oder den entsprechenden Manuskriptteil wie bereits beim Verfassen der ersten Version. Bei studentischen Gruppenarbeiten kann die Verantwortung zu den einzelnen Manuskriptteilen auch innerhalb der Gruppe rotiert werden. Der jeweils verantwortliche Autor bzw. die jeweils verantwortliche Autorin hat folgende Aufgaben:
- Sie soll die Kommentare und Korrekturvorschläge der Mitautorinnen und Mitautoren einarbeiten, damit die logische und kohärente Struktur vorhanden bleibt und verbessert wird.
- Sie nimmt Rücksprache mit den einzelnen Autorinnen und Autoren, falls deren Kommentare nicht verständlich sind.
- Falls es widersprüchliche Kommentare gibt, werden diese in der Gruppe diskutiert und aufgelöst, bevor die verantwortliche Person die Lösung ins Manuskript einarbeitet.
Bei studentischen Arbeiten ist es zwingend darauf zu achten, dass am Schluss nicht ersichtlich ist, dass verschiedene Personen für einzelne Textteile die Verantwortung übernommen haben. Dies wäre ein Warnsignal dafür, dass sich nicht alle Autorinnen und Autoren genügend mit den einzelnen Textteilen beschäftigt haben.
Steht nach der Überarbeitung eine neue Version des Manuskripts zur Verfügung, beginnt die Interne Revision von neuem. Das heisst, dass das revidierte Manuskript dieses wieder von allen Autorinnen und Autoren kritisch auseinander genommen und mit Kommentaren und Verbesserungsvorschlägen versehen wird. Grundsätzlich gilt es umzustellen und umzuschreiben, bis die strukturellen und inhaltlichen Richtlinien im ganzen Manuskript eingehalten werden. Dieser Prozess wiederholt sich so lange bis alle Autorinnen und Autoren keine Verletzungen der strukturellen und inhaltlichen Richtlinien mehr sehen und mit allen Manuskriptteilen einverstanden sind.
In dieser Phase müssen auch bereits verfasste Absätze oder Sätze gelöscht werden, wenn sie nicht mehr ganz passend erscheinen. Um diese zu erkennen, können die in Tabelle 11.1 präsentierten Fragen erneut verwendet werden.
Nach der internen Revision und Überarbeitung kann ein nächster Schritt sein, eine externe Meinung einzuholen, bevor das Manuskript zur Bewertung abgegeben wird oder bei einer Zeitschrift eingereicht wird. Dieser Schritt soll stattfinden, wenn alle Autorinnen und Autoren vollumfänglich zufrieden mit dem Manuskript sind. In dem Fall wird das Manuskript einer unabhängigen Person zum Lesen übergeben, die bereit ist, konstruktive Rückmeldungen zu geben. Je genauer die Person instruiert wird, worauf sie achten soll, desto konstruktiver fallen in der Regel die Rückmeldungen aus. Das Manuskript wird dann aufgrund der erhaltenen Rückmeldungen erneut überarbeitet.
11.3 Externe Begutachtung und Revision
Eine Rückmeldung oder ein Gutachten zum Manuskript wurde erhalten. Nun beginnt der Revisionsprozess anhand dieses Gutachtens. Grundsätzlich gilt dabei, die Leserin bzw. der Leser hat immer recht. Das bedeutet, wenn zum Beispiel die Rückmeldung erhalten wurde, dass etwas im Manuskript unklar ist, dann liegt es daran, dass es zu wenig klar geschrieben wurde. Es hilft in diesem Fall nicht zu argumentieren, dass die Information an Stelle XY vorhanden ist. Offenbar war es nämlich für die Leserin bzw. den Leser nicht klar. Da später nicht jeder Leserin und jedem Leser erklärt werden kann, wie etwas gemeint war, helfen alle zusätzlichen Erklärungen nichts. Das Einzige was hilft, ist es, die entsprechenden Stellen zu revidieren.
In diesem Fall ist es umso wichtiger, bereits verfasste Absätze zu löschen, wenn diese nicht mehr ganz passend erscheinen. Die in Tabelle 11.1 präsentierten Fragen können erneut verwendet werden.
Es empfiehlt sich meistens bei der Revision zuerst die wichtigsten Punkte zu revidieren. Im Idealfall wurden bereits Vorschläge, wie die einzelnen Punkte verbessert werden können, zusammen mit der Rückmeldung zum Manuskript erhalten. Sollte dies nicht der Fall sein, liegt es an den Autorinnen und Autoren, eine geeignete Lösung zu finden.
Wenn die Revision aufgrund eines Gutachtens durchgeführt wird, ist oftmals gefordert, dass einen Antwortbrief verfasst wird. In diesem Antwortbrief muss auf jeden einzelnen Punkt der Gutachterinnen bzw. der Gutachter eingegangen werden. Der Antwortbrief besteht dementsprechend aus der Auflistung der einzelnen Kritikpunkten oder Änderungsvorschläge der Gutachterinnen bzw. der Gutachter. Unter jedem Punkt wird die entsprechende Antwort geschrieben. Dabei wird auch die Seitenzahl im Manuskript angegeben, auf der die entsprechende Änderung vorgenommen wurde. Eventuell macht es auch Sinn, die geänderte Textstelle nach entsprechender Erklärung zu zitieren. Des Weiteren müssen Änderungen im Manuskript gekennzeichnet werden (z.B. indem die entsprechenden Textstellen mit hellblauer Schrift kenntlich gemacht werden). Falls auf einen Kritikpunkt oder einen Änderungsvorschlag nicht eingegangen wird, muss dies begründet werden. Im Normalfall wird ein überarbeitetes Manuskript erneut begutachtet. Entsprechend werden auch die Antworten auf die Kritikpunkte und Änderungsvorschläge gelesen. Die begutachtende Person kann somit entscheiden, inwiefern sie mit der Revision zufrieden ist, oder ob eine erneute Revision nötig ist.
Die Revision aufgrund der externen Begutachtung folgt im Wesentlichen dem Vorgehen bei der internen Revision. Der Revisionsprozess besteht aus mehreren Runden, bis alle Autorinnen und Autoren einverstanden sind. Dies betrifft auch einen möglichen Antwortbrief.