6 Manuskript
Ein Kernaspekt des Forschungsprozesses ist die Kommunikation wissenschaftlicher Ergebnisse. Für Forscher und Forscherinnen ist wohl die bekannteste wissenschaftliche Kommunikationsform der Artikel in einer begutachteten Fachzeitschrift. Für Studierende ist dies die Abschlussarbeit. Beide Formate erfordern das Verfassen eines wissenschaftlichen Manuskripts. Für die Gestaltung eines wissenschaftlichen Manuskripts existieren strukturelle, inhaltliche und formale Konventionen für die einzelnen Forschungsdisziplinen. Die Konventionen haben den Zweck, eine Grundlage für effektive wissenschaftliche Kommunikation zu schaffen. Diese helfen den Autorinnen und Autoren ihre Ideen in einer klaren, konzisen und organisierten Art und Weise zu berichten. Einheitlichkeit und Konsistenz ermöglichen es dem Leser bzw. der Leserin auf die Ideen, anstatt auf die Formatierung zu fokussieren und einen raschen Überblick über die wichtigsten Punkte, Befunde und Quellen zu erhalten.
Konventionen fördern das transparente Berichten wichtiger Details. Sie erlauben es der Leserin bzw. dem Leser, einen Text ohne Ablenkungen (z.B. Inkonsistenzen beim Zitieren) zu verarbeiten.
Für die Psychologie werden diese Konventionen im Publikationsmanual der Amerikanischen Psychologischen Gesellschaft definiert (American Psychological Association — APA, 2020). Dieses Manual wird immer wieder an die Entwicklungen im Feld der Psychologie und den Gepflogenheiten beim Publizieren wissenschaftlicher Artikel angepasst. Gegenwärtig ist die siebte Auflage des Manuals, welche 2020 erschienen ist, aktuell. Diese Auflage gilt als Referenz für Arbeiten im Feld der Psychologie.
Die folgenden Kapitel geben einen kurzen Überblick über diese Konventionen. Bei diesen Konventionen hängen Struktur, Inhalt und Form hängen eng zusammen. Diesem Umstand wird Rechnung getragen. Deswegen gehen wir erstens auf die generellen Textbausteine eines Manuskripts (z.B. Manuskript, Manuskriptteil, Absatz, Satz, Wort) ein und erläutern deren Anforderungen an die Struktur. Zweitens gehen wir auf die spezifischen Teile eines Manuskripts ein und erläutern deren Anforderungen auf inhaltliche Ebene (z.B. was wird wie auf der Titelseite erwähnt, was wird wie in der Einleitung erwähnt). Drittens gehen wir auf die Details in der Formatierung einzelner spezifischer Elemente eines Manuskripts (z.B. Titel, Referenzen, Zitate) ein. Zur Erleichterung der Übersicht und des Verständnisses werden die drei oben genannten Themen - d.h. Struktur, Inhalt und Formatierung - in eigenen Kapitel behandelt. Danach wird präsentiert, welche Strategien der Schreibprozess unterstützen können, und wie der Scheibzyklus von Schreiben - Revidieren - Schreiben - Revidieren das Manuskript verbessert. Abschliessend wird der Publikationsprozess in wissenschaftlichen Fachzeitschriften mit Begutachtungsverfahren erläutert.
Zu beachten ist, dass die Struktur, der Inhalt und die Formatierung stark voneinander abhängen und nicht immer eindeutig voneinander abzugrenzen sind. So wird zum Beispiel die Struktur eines Manuskripts nie klar sein, wenn es inhaltlich schwach ist. Andererseits wird die Struktur eines Manuskripts auch dann nicht klar ersichtlich, wenn das Manuskript zwar inhaltlich sehr gut ist, jedoch durchwegs inkonsistent formatiert ist. Damit ein Manuskript in seiner Argumentationslogik gut verständlich und vor allem überzeugend daher kommt, müssen Struktur, Inhalt und Form gleichermassen optimal umgesetzt werden. Da all diese Aspekte derart eng miteinander verknüpft sind, führen einzelne Umsetzungen oftmals zu Kettenreaktion mit grossen Auswirkungen auf die gesamte Logik der Argumentation eines Manuskripts. Dies kann im Positiven wie auch im Negativen geschehen. Deswegen können kleine Dinge, wie eine abschliessende Überprüfung der Formatierung und der konsistenten Verwendung einzelner Begriffe eine grosse Auswirkung darauf haben, ob und wie die Logik in der Argumentation eines Manuskript verstanden und wahrgenommen wird.
In den nächsten Kapiteln liegt der Fokus auf einem empirischen Artikel, da dieses Format am häufigsten vorkommt und am umfassendsten ist. Die Konventionen gelten auch für alle anderen Arten von Berichten im Feld der Psychologie.